Cana Bilir-Meier, Semra Ertan, Sohrab Shahid Saless, Nil Yalter, Hanefi Yeter
Die Ausstellung Bleiben in der Fremde zeigt künstlerische Artikulationsformen in Reaktion auf die soziale und politische Situation der Arbeitsmigrant_innen im „Gastarbeiter“-System Westeuropas. Die Arbeiten fokussieren auf die 1970er und sind zum Großteil auch in dieser Zeit des Anwerbestopps und des aufkommenden Integrationsparadigmas entstanden: Eine Zeit, in der die Arbeitsmigrant_innen aus der Türkei für Arbeits- wie auch Bürger_innenrechte kämpften und dem Integrationsparadigma mit der Forderung nach An- und Einpassung berechtigterweise skeptisch gegenüberstanden.
Wie Semra Ertan in ihrer Lyrik schaffen Cana Bilir-Meier, Sohrab Shahid Saless, Nil Yalter und Hanefi Yeter in Video, Film, Fotografie und Malerei eine eigene Sprache, um den Schmerz abgesprochener Zugehörigkeiten in der Fremde erzählen zu können.
Kuratiert von Gürsoy Do?ta? & Nina Tabassomi
Nach ihren großen Einzelausstellungen 1992, 2012 und 2018 in der Galerie Krinzinger in Wien sind nun vom 26. Mai bis 29. Juli 2023 unter dem Titel Energy Clothes neue Arbeiten von Marina Abramovi? zu sehen. Auf einer Ausstellungsfläche von rund 300 Quadratmeter präsentiert die in New York lebende und arbeitende Ku?nstlerin in den Haupträumen und im Showroom der Galerie Krinzinger im ersten Wiener Gemeindebezirk ausgewählte Zeichnungen und Videos sowie eine neue großformatige Fotoserie und eine Installation, die sie eigens fu?r die Ausstellung in Wien konzipiert hat. Weiters präsentiert Marina Abramovi? im Kabinett vier fru?he Fotoarbeiten der Performances Rhythm 2 (1974/1994), Rhythm 4 (1974/1994), Rhythm 10 (1973/2014) und Freeing the Voice (1975/2014), die Mitte 1970iger Jahre in der Galerie Krinzinger in Innsbruck zu sehen waren.
Marina Abramovi? ist eine Pionierin der Performance als visuelle Kunstform. Seit den 1970er Jahren benutzt sie ihren Körper als Subjekt und als Medium in ihren strapaziösen Langzeit- Performances, um physische, mentale und emotionale Grenzen zu testen – oft riskiert sie sogar ihr Leben auf der Suche nach erhöhtem Bewusstsein, Transzendenz und Selbstverwandlung. Das Konzept der Zeit ist in den Arbeiten der in Serbien geborenen Ku?nstlerin ein ebenso wichtiger Aspekt wie die Einbindung des Publikums.
Eine weitere Konstante in ihrer Arbeit ist die Beschäftigung mit neuen Lebensformen, Bewusstseins- und Energiezuständen. Auf ihren vielen Reisen kam sie in Kontakt mit asiatischen Philosophien und den Zeremonien der Ureinwohner Australiens und Lateinamerikas. Performance ist fu?r Marina Abramovi? die Kunst, einen Bewusstseinszustand auf das Publikum zu u?bertragen. Ihr Fokus liegt dabei auf Radikalität, Selbstbeherrschung, Willenskraft und Ausdauer, was Marina Abramovi? in ihren zahlreichen Auftritten immer wieder unter Beweis gestellt hat.
Seit Beginn ihrer Karriere in Belgrad in den fru?hen 1970er Jahren leistet Marina Abramovi? mit ihren Performances als eine visuelle Kunstform Pionierarbeit und schafft einige ihrer wichtigsten fru?hen Werke. Der Körper war immer Subjekt und Medium. In ihren Arbeiten, die die einfachen Handlungen des täglichen Lebens ritualisieren, lotet sie ihre körperlichen und mentalen Grenzen aus und hält Schmerzen, Erschöpfung und Gefahr auf ihrer Suche nach emotionaler und spiritueller Transformation stand. Von 1975 bis 1988 traten Abramovi? und der deutsche Ku?nstler Ulay (1943 – 2020) zusammen auf. Ab 1989 tritt die Ku?nstlerin solo auf.
Bildlegende: Marina Abramovi? (ABR/F 89), ENERGY MASK 2, 2021/2023, Digitaldruck auf Hahnemühlpapier, 149x99 cm, 5+2 AP, ed.1, © Marina Abramovi?, Courtesy Marina Abramovi? Archives, Photo: MARCO ANELLI
Inge Morath
Wo ich Farbe sehe / Where I See Color
Zum 100. Geburtstag
Eröffnung: Freitag, 26. Mai 2023, 19 Uhr
zur Ausstellung: Kurt Kaindl im Gespräch mit John P. Jacob?
Ausstellung: 27. Mai − 29. Juli 2023
FOTOHOF / Inge-Morath-Platz 1-3 / 5020 Salzburg / Austria
Inge Morath ist mit ihren beeindruckenden schwarzweißen Portraitfotografien und Reportagen großer Kulturräume berühmt geworden. Zu ihrem 100. Geburtstag zeigt der FOTOHOF erstmals eine Ausstellung ihrer Farbarbeiten. Wie viele ihrer Magnum Kolleg:innen hat sie Zeit ihres Lebens auch Farbfotos auf Dia-Film aufgenommen. Dies in erster Linie zur Veröffentlichung in Illustrierten; sie hat aber auch immer wieder einzelne Farbfotos in ihren SW-Bildbänden verwendet. Inge Morath selbst hat gesagt, dass sie dort Farbe fotografiert, wo sie Farbe sieht.
John P. Jacob, der erste Direktor des Inge Morath Estate, hat 2009 in New York die Farbarbeiten für eine Ausstellung zusammengestellt, ein großer Querschnitt daraus wird nun erstmals in Österreich gezeigt. Von den Original-Scans wurden im FOTOHOF archiv Pigment Prints hergestellt.
Das FOTOHOF archiv besitzt eine große Sammlung von Dokumenten zu Inge Morath. Ergänzend zur Ausstellung wird im Studio daraus eine biografische Skizze zusammengestellt. Ihre Farbreportagen werden in den Original–Illustrierten der 1950er Jahre in Vitrinen präsentiert. Sie ermöglichen den Vergleich mit den Farbarbeiten in der Hauptausstellung. An den Wänden werden einige ihrer schwarzweißen Vintage Prints sowie von ihr selbst verfasste Textdokumente zu sehen sein.
In der FOTOHOF edition erscheinen die Publikationen: Inge Morath − Wo ich Farbe sehe. Where I See Color und Maske und Gesicht. Mask and Face − Inge Morath und Saul Steinberg: ISBN: 978-3-903334-56-4, 978-3-903334-57-1 – online bestellbar unter:
? shop.fotohof.at
Hinweis: Gespräch zwischen Kerstin Stremmel und John P. Jacob am 27.5.2023 um 16 Uhr im Museum der Moderne, Altstadt (Rupertinum)
Eine Ausstellung im Rahmen der FOTO WIEN 2023 in Kooperation mit der Akademie der bildenden Künste Wien (Fachbereich Kunst und Fotografie, Leitung: Yair Martin Guttmann), Schule Friedl Kubelka für künstlerische Photographie (Leitung: Anja Manfredi) und Universität für angewandte Kunst Wien (Institut Bildende und Mediale Kunst – Fotografie, Leitung: Gabriele Rothemann)
Seit Anbeginn der Fotografie existiert auch die Kenntnis von den vielfältigen Manipulationsmöglichkeiten des Mediums. Die Methoden der Bildbearbeitung etwa haben sich seither parallel zum Fortschritt der Technik mitentwickelt, von der analogen Fotoretusche in der Dunkelkammer bis zum digitalen Weichzeichnungsfilter im Photoshop-Programm. Durch neue Phänomene wie künstliche Intelligenz, die zunehmend zur Image-Generierung herangezogen wird, sind Fragen nach der Authentizität der Bildinhalte aktueller denn je.
Dabei ist die Diskussion um den Wahrheitsgehalt des fotografischen Abbildes spätestens seit dem Aufkommen der Postmoderne eigentlich obsolet geworden. Mit dem Ende der 1960er und der immer größeren „Skepsis gegenüber den Metaerzählungen“ (Jean-François Lyotard) wird deutlich, dass es die eine Realität schlechthin nicht gibt, sondern nur ein breitgefächertes Spektrum an Wahrheiten, die auch nicht von einer zentralen Instanz gesteuert werden, sondern von der Pluralität der Vielen.
Anlässlich der FOTO WIEN 2023 und dem diesmaligen Festivalschwerpunkt „Photography Lies / Die Lügen der Fotografie“ entwickeln Studierende dreier wichtiger Ausbildungsstätten für Fotografie in Wien neue Arbeiten, die sich mit Aspekten dieses Themas beschäftigen.
Parallel zur Ausstellung erscheint ein Festival-Katalog im Steidl Verlag mit einem von EIKON entwickelten (bewusst subjektiv gehaltenen) Glossar zur Bildmanipulation, das die Schau ergänzt.
The Lying Lens: A Selective Glossary of Image Manipulation
Mit Werken von: Jamile Azadfallah, Costanza Brandizzi, Dominik Buda, Josefine Ehs, Anastasiia Fashchevska, Eginhartz Kanter, Minjae Kim, Matthias Köck, Katharina Liatskaia, Isabella Andrea Pacher, Ismael Picker-Schiebel, Valentin Schörghuber, Nicole Toferer, Peter Walde & Carlo Zappella, Lily Zlotover
2. Juni – 20. August 2023
Eröffnung: 1. Juni 2023 | 18:00 Uhr
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelten sich die Gegend um die Rax und der Alpenraum zum Fremdenverkehrs-Hotspot. Die bis dato noch geheimnisumwitterte Bergwelt zog Ausflügler:innen und Naturliebhaber:innen schon lange an, nun begann sich aber auch der junge Wintersport breitenwirksam durchzusetzen.
Gustav Jahn (1879–1919) und Otto Barth (1876–1916), zwei Künstler und leidenschaftliche Kletterer, trugen wesentlich zu dieser Entwicklung bei. Gemeinsam mit einflussreichen Persönlichkeiten und begeisterten Alpinist:innen wie der Touristenausstatterin und Sportlerin Mizzi Langer-Kauba (1872–1955), dem Fotografen, Sachbuchautor und Werbefachmann Fritz Benesch (1868–1949) und dem Gastronomen und Fotografen Camillo Kronich (1876–1958) bildeten sie eine „Seilschaft“ und steuerten dazu bei, die noch junge „Fremdenverkehrsmaschinerie“ in Schwung zu bringen.
Mit der Rax als Knotenpunkt erzählt „Alpine Seilschaften. Bergsport um 1900“ von der Erschließung des Alpenraums als Tourismusgebiet. Eindrucksvolle Felsformationen, Bergsteiger:innen und Schifahrer:innen in Aktion auf Gemälden und Werbesujets bezeugen und dokumentieren die euphorische Stimmung für den aufkommenden Bergsport um 1900. Die Motive auf den hochkarätigen Gemälden, Zeichnungen und Fotografien spannen einen Bogen von der Rax über den Großglockner bis zum Montblanc. Neben Gipfelstürmer:innen, Kletter:innen, Schifahrer:innen und Rodler:innen liegt ein Fokus auch auf den Bewohner:innen der Alpen. Fremdenverkehrsplakate, Reliefkarten, Fachbücher und reiches Dokumentationsmaterial zum Thema Alpinismus und Tourismus, wie etwa Tourenbücher, vermitteln einen lebendigen Eindruck von der Bergwelt um 1900.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelten sich die Gegend um die Rax und der Alpenraum zum Fremdenverkehrs-Hotspot. Die bis dato noch geheimnisumwitterte Bergwelt zog Ausflügler:innen und Naturliebhaber:innen schon lange an, nun begann sich aber auch der junge Wintersport breitenwirksam durchzusetzen.
Gustav Jahn (1879–1919) und Otto Barth (1876–1916), zwei Künstler und leidenschaftliche Kletterer, trugen wesentlich zu dieser Entwicklung bei. Gemeinsam mit einflussreichen Persönlichkeiten und begeisterten Alpinist:innen wie der Touristenausstatterin und Sportlerin Mizzi Langer-Kauba (1872–1955), dem Fotografen, Sachbuchautor und Werbefachmann Fritz Benesch (1868–1949) und dem Gastronomen und Fotografen Camillo Kronich (1876–1958) bildeten sie eine „Seilschaft“ und steuerten dazu bei, die noch junge „Fremdenverkehrsmaschinerie“ in Schwung zu bringen.
Mit der Rax als Knotenpunkt erzählt „Alpine Seilschaften. Bergsport um 1900“ von der Erschließung des Alpenraums als Tourismusgebiet. Eindrucksvolle Felsformationen, Bergsteiger:innen und Schifahrer:innen in Aktion auf Gemälden und Werbesujets bezeugen und dokumentieren die euphorische Stimmung für den aufkommenden Bergsport um 1900. Die Motive auf den hochkarätigen Gemälden, Zeichnungen und Fotografien spannen einen Bogen von der Rax über den Großglockner bis zum Montblanc. Neben Gipfelstürmer:innen, Kletter:innen, Schifahrer:innen und Rodler:innen liegt ein Fokus auch auf den Bewohner:innen der Alpen. Fremdenverkehrsplakate, Reliefkarten, Fachbücher und reiches Dokumentationsmaterial zum Thema Alpinismus und Tourismus, wie etwa Tourenbücher, vermitteln einen lebendigen Eindruck von der Bergwelt um 1900.
Bildsujet: Joseph Rheden, Fritz Benesch, 1939 (c) Landessammlungen NÖ (Fotografie)
Die Installation Manda von Isa Rosenberger ist ab Donnerstag, den 01. Juni 2023 im Werkstattflügel im Bauhausgebäude in Dessau zu sehen. Während ihrer Bauhaus Residenz 2022 begab sich die Künstlerin mit der zeitgenössischen Tänzerin Celia Millan auf Spurensuche in das Kunstdepot des Bauhaus Dessau. Dieses wird in der neuen Arbeit zum Ort und zur Bühne der filmisch-tänzerischen Annäherung an zwei vergessene Kulturschaffende und an eine lückenhafte Geschichtsschreibung.
Zur Ausstellungseröffnung um 18 Uhr sprechen Künstlerin Isa Rosenberger, Direktorin Barbara Steiner und wiss. Mit. Torsten Blume (Stiftung Bauhaus Dessau).
Den Ausgangspunkt von Manda bildeten die Auftritte zweier Frauen am Bauhaus im Jahr 1928: der Tänzerin und Choreografin Manda von Kreibig, die mit Oskar Schlemmer den Stäbetanz am Bauhaus entwickelte, und der Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Lu Märten (Die Künstlerin, 1919). Märten ermutigte Frauen, sich den gesellschaftlichen Hemmnissen ihres künstlerischen Tuns bewusst zu sein und selbstbestimmt zu agieren.
In Manda verwebt Isa Rosenberger ihre historische Recherche mit generellen und aktuellen Fragen nach dem Gedächtnis von Museen und ihrer Verantwortung in eben diesem Prozess der Geschichtsschreibung. Auf der historischen Bauhausbühne in Dessau gedrehte Statements von Regina Bittner, Kulturwissenschaftlerin, Kuratorin und Leiterin der Akademie der Stiftung Bauhaus Dessau und Barbara Steiner, Kunsthistorikerin, Kuratorin und Direktorin der Stiftung Bauhaus Dessau, ergänzen die Installation.
Der Titel Manda bezieht sich nicht nur auf Manda von Kreibig sondern bedeutet im Spanischen auch Vermächtnis, Legat oder Versprechen. Damit wird deutlich, dass die Auseinandersetzung mit Vergangenem für Rosenberger immer auch ein gesellschaftlicher Auftrag ist.
Ergänzt wird Manda durch eine zweite installative Arbeit Rosenbergers: Espiral verknüpft Kurt Jooss ? berühmtes Tanztheaterstück Der grüne Tisch (1932), entstanden im Kontext der Weimarer Republik und nach dem Börsenkrach 1929, mit der Weltfinanzkrise von 2007/2008.
In der Ausstellung löst sich die Trennung zwischen Kunstwerk und Trägersystemen auf; Architektur, Werk und Aufführung verzahnen sich. Holzstrukturen und Mobiliar sind sowohl Teil des jeweiligen Werks als auch gliederndes Element der Ausstellung.
Isa Rosenbergers künstlerisches Interesse ist historiografisch, nimmt sie doch die Geschichtsschreibung, ihre Verkürzungen, Ausblendungen und Umschreibungen selbst in den Blick. Mehr noch: Mit ihren filmisch-installativen Arbeiten begibt sie sich oft auf Spurensuche, um dem Verborgenen, Verdrängten und Vergessenen Raum und Sichtbarkeit zu geben. Dabei verbindet Rosenberger das Körperwissen ihrer weiblichen Protagonistinnen, deren persönliche, aber auch generationsprägende Erlebnisse mit gesellschaftspolitischen Ereignissen in Vergangenheit und Gegenwart.
Isa Rosenberger lebt und arbeitet in Wien. Sie studierte an der Universität für angewandte Kunst in Wien sowie an der Jan van Eyck Akademie in Maastricht und lehrt als Senior Lecturer an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Sie hat ihre künstlerischen Arbeiten international in zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen gezeigt, Einzelausstellungen waren u.a. in der Camera Austria in Graz, in der Bergen Kunsthall, im Skirball Cultural Center in Los Angeles, im Edith-Russ-Haus für Medienkunst in Oldenburg und in der Secession Wien zu sehen. Im Jahr 2008 erhielt sie den Otto Mauer Preis und 2012 den Outstanding Artist Award für Video- und Medienkunst.
Manda ist als Koproduktion mit dem Kunsthaus Graz entstanden. Sie wurde in der bislang umfangreichsten Ausstellung Isa Rosenbergers mit dem Titel Schatten, Lücken, Leerstellen neben sechs älteren Arbeiten im Frühjahr 2023 gezeigt.
Bildsujet: Isa Rosenberger, MANDA, 2023, Setfoto: Reinhard Mayr, Tänzerin: Celia Millan, Koproduktion von Kunsthaus Graz und Stiftung Bauhaus Dessau